Berlin – Velothon
Geschrieben von Dennis Rössl am
Die Einstimmung auf den Velothon erhielt einen Rückschlag durch die Nachricht, dass unser Team für die Langstrecke aus dem Startblock E starten musste. Mit der Regelung, dass für die Einordnung des Teams die Vorleistung des schwächsten Fahrers herangezogen wird, hatten wir gar nicht gerechnet, so dass schon vor dem Start mindestens drei unserer Fahrer ihre Ambitionen auf gleichzeitige gute Einzelplazierungen aufgeben mussten. Also änderten wir unsere Pläne und stellten uns das Ziel, die Distanz zu dritt so schnell wie möglich zurück zu legen - vielleicht sogar schneller als die Spitze des Feldes.
Paul, Marco und Matthias bildeten sofort nach dem Start einen Minizug, der sich nach und nach nach vorne arbeitete. Obwohl Marco nach toller Kraftleistung in Kreuzberg die Kette wieder auflegen musste, und Paul auf ihn wartete, konnten alle drei mit über 43 km/h deutlich schneller als die Spitze fahren und somit die Basis für den dritten Platz in der Mannschaftswertung legen.
Im Startblock A hielten Marek, Richard und Prüfi unsere Fahnen hoch, wobei Prüfi leider kurz vor dem Ziel wegen eines Plattens aufgeben musste. Marek und Richard waren im Endkampf also auf sich allein gestellt, konnten sich aber dennoch hervorragende 4. und 17. Plätze erspurten. Auf der 60-km-Strecke erreichten Dennis, Enno und Dohli ebenfalls einen dritten Platz in der Teamwertung. Enno konnte im Spurt aus dem Feld heraus einen zweiten Platz belegen und verpasste somit das Treppchen hinter den beiden Ausreißern und dem Drittplazierten knapp.
Dieses Treppchen wurde jedoch beim Velothon abgeschafft, um - so hört man - den Leistungsgedanken aus Deutschlands zweitgrößter Jedermannveranstaltung heraus zu nehmen. Dass sich die Veranstaltung explizit an Sportler richtet, die sich im Freizeitbereich, zumeist als Quereinsteiger, im Radsport erproben, ist klar. Aber es darf doch bezweifelt werden, ob die Quereinsteiger lieber unter sich blieben. Sie bringen phantastische Leistungen und wollen sich mit den Besten, durchaus ehemaligen Leistungssportlern vergleichen. Wie ist es denn im Marathon, ist da nicht fast jeder Freizeitläufer stolz darauf, einmal zusammen mit Haile G. in einem Wettbewerb gelaufen zu sein. Würde dort irgendjemand dessen Ehrung anzweifeln, obwohl der Abstand der Freizeitsportler zu diesem Ausnahmeläufer noch viel größer, als beispielsweise beim Velothon, ist? Obwohl wir in der Einzelwertung nicht dabei gewesen wären, finden wir diesen Ansatz überdenkenswert, denn orientieren sich nicht auch die Radsportjedermänner an den Stärksten ihrer Disziplin und haben die Sieger nicht eine Anerkennung für ihre Leistung verdient? Auch langgediente Radsportler brauchen diesen emotionalen Ansporn, um sich immer wieder für weitere Kraftanstrengungen zu motivieren. Außerdem ist doch eine Siegerehrung auch für die Zuschauer ein wichtiger Teil der Veranstaltung, quasi der Abschluss des Rennens welcher ja vielleicht eher ausgebaut werden sollte, so dass nicht nur der Sieger oder die ersten drei geehrt werden sollten, sondern vielleicht die ersten sechs oder acht Fahrer? Vielleicht kann damit die radsporttypische Fokussierung auf den einen Sieger überwunden werden, aber dass die Besten die Zugpferde großer und kleiner Radsportveranstaltungen sind, ist aus unserer Sicht kaum zu bestreiten.